Werden computergenerierter Models bald Echte ersetzen?

Ein computergeneriertes Model steht für echte Models

Dieser Frage stellt die süddeutsche Zeitung dem Fotografen Cameron James Wilson. In dem Interview beantwortet er diese Frage mit nein. Er hat selbst ein bis zur Perfektion durchdesigntes schwarzes Model erstellt, das sogar 76.000 Follower auf Instagram aufweisen kann. Sie heißt Shudu und ist das erste digitale Model. Laut Cameron James geht es ihm nicht um die Vermarktung seines Models, sondern um ein Kunstprojekt in der Fotografie. Es soll darauf aufmerksam machen, dass schwarze Models in der Modefotografie noch immer stark unterrepräsentiert sind.

Warum entwirft ein Fotograf sein Model selbst?

Seine ursprüngliche Idee war eine südafrikanische Barbie zu erstellen, nachdem diese von ihm immer weiter perfektioniert wurde – sprechen soll sie auch noch lernen – ist daraus die Kunstfigur Shudu entstanden.
Die Kunstfigur hat keine Vergangenheit, nur eine Gegenwart und eine Zukunft. Lediglich eine Halskette, ein Dior Entwurf aus den 90er Jahren, verbindet sie mit der Vergangenheit. Geplant sind weitere Models, die aber keinen eigenen Instagram Account bekommen, sondern mit Shudu zusammen auftreten sollen. Cameron James Wilson würde auch gerne echte Models digitalisieren, die in dieser Form dann weltweit mit jedem Fotografen zusammenarbeiten können, die Rechte an ihrem digitalen Ich vorausgesetzt.

Was bedeutet diese Perfektion für den Schönheitsbegriff?

Für den Fotografen ist die Schönheit seiner Kunstfigur subjektiv. Er will damit kein allgemeingültiges Schönheitsideal aufstellen.

Was in diesem Interview nicht angesprochen wird, ist die Frage, wie die allgemeine Digitalisierung unsere Welt, unser Schönheitsideal, unsere Vorstellung des perfekten Lebens, verändern wird. Schon die Verwendung von Photoshop, mit dessen Hilfe, an sich schon sehr schöne, Models noch perfekter werden, stresst jetzt schon viele Frauen. Wenn aber computergenerierte perfekte Menschen für Produkte werben, dann erhöht das den Schönheitswahn noch um ein Vielfaches. Wie ja auch schon Barbie wegen ihrer Proportionen statisch nicht funktionieren kann, wird auch die Perfektion der künstlichen Models den Abstand zum „normalen“ Menschen noch deutlich vergrößern und sicher nicht zu größerer Entspannung hinsichtlich Schönheitsideal führen. Eine komplette Rückkehr zu natürlicher Schönheit und Wahrheit wäre dann zu hoffen.

http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/47037/Ich-moechte-versuchen-sie-zum-sprechen-zu-bringen